Verkehrserschwerungen.

 

Achtung Cölbe!

Wir berichteten schon wiederholt über den geradezu gemeingefährlichen Betrieb der dortigen Autofalle, über die uns jetzt neues Material zugegangen ist. Bekanntlich hat der dortige Krämer R u n z h e i m e r, dem sein Geschäft anscheinend viel freie Zeit lässt, vom Bürgermeister den Auftrag erhalten, durchfahrende Autler auf die Geschwindigkeit zu kontrollieren.

Die Polizei ist für solche Kontrollen in Cölbe anscheinend unzuständig. Es macht ja bekanntermaßen zahlreichen Leuten mit viel freier Zeit ein ganz unbändiges Vergnügen, ihre lieben Mitmenschen auf angebliche oder tatsächliche Übertretungen hin zu beschnüffeln und zu denunzieren. Der Krämer Runzheimer gehört zu dieser Kategorie. Er vergnügt sich mit seiner Taschenuhr damit, durchfahrende Autler zu „kontrollieren“. Auf Einspruch gegen daraufhin erlassene Strafmandate hatte das Schöffengericht verurteilt, die Strafkammer aber freigesprochen, die sich auf den vom Berliner Polizei-Präsidium gegebenen Standpunkt stellte, dass eine sichere Feststellung des Tempos n u r durch zwei vergleichende Stoppuhren genau vorgenommen werden könnte, so dass die in Cölbe gewählte Art der Feststellung absolut unzuverlässig sei. Dies scheint jedoch den Herrn Denunzianten nicht weiter in seinem sportlichen Ehrgeiz beeinträchtigt zu haben. Er denunziert lustig weiter, wie man uns mitteilte.

Wir machen hierdurch sämtliche, mit einem Strafmandat beglückte Autler auf das Urteil der Marburger Strafkammer aufmerksam und möchten sie an den Marburger Automobil-Club, Marburg, Bahnhofstraße, verweisen. Der Syndikus des A.D.A.C., Herr Rechtsanwalt Dr. Oberländer-München, wird auf das Urteil noch ausführlicher in den Spalten unserer Zeitschrift zu sprechen kommen. R.

 

(wortgetreue Abschrift aus DER MOTORFAHRER Nr.44/1912)